Interview mit Kai Schirmeyer vom [kre|H|tiv] Netzwerk Hannover

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Seit 2010 ist Kai Schirmeyer Projektleiter für die Kreativwirtschaft bei Hannover Impuls. In dieser Zeit gelang es ihm mit dem [kre|H|tiv] Netzwerk Hannover die mitgliederstärkste Interessenvertretung der Kreativen deutschlandweit zu etablieren. Warum Hannover sich nicht vor anderen Metropolen zu vertstecken braucht und wie kreative Start-Ups besser Geld verdienen können, erklärt uns Kai Schirmeyer im Interview mit Gründerimpuls-Autor Bernd „Tiga“ Schwope.

Herr Schirmeyer, was machen sie genau bei hannoverimpuls?

(zückt seine Visitenkarte, zeigt sie dem Interviewer und lacht). Mal im Ernst: Ich bin Projektleiter bei Hannover Impuls, zuständig für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Dabei geht es um die Vernetzung aller Akteure aus den 11 Teilsegmenten, die laut mittlerweile „amtlicher“ Definition zur Kultur- und Kreativwirtschaft zählen.

Gut, und was haben sie mit dem [kre|H|tiv] Netzwerk Hannover e.V. zu tun?

kre|H|tiv ist, vereinfacht gesprochen, eine Plattform mit dem Ziel, Kreativen das Arbeiten und das Geldverdienen zu erleichtern. Wir bieten im Monat drei bis vier Veranstaltungen an, bei denen sie sich kennenlernen oder fortbilden können. Die Ver1meierei etwa ist ein festes Format, bei der sich Kreative und ihre Unternehmungen in einem festen Rahmen vorstellen. Darüber hinaus schieben wir aus dem Netzwerk Projekte mit besonderer Bedeutung an – die Stadtskulptur oder Hannovers Bewerbung als Unesco Music City sind hier gute Beispiele.

Das Netztwerk kre|H|tiv – war das ihre Idee?

Meine Stelle ist 2010 bei hannoverimpuls im Rahmen eines EFRE-geförderten Projekts zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft geschaffen worden. Hauptziel dieses Projekts ist, einen Verein als Plattform für alle Kreativen aufzubauen. kre|H|tiv ist als e.V. rechtlich eigenständig, aber Partner der besagten Clusterinitiative von hannoverimpuls.

Wie ist der Name entstanden? Nach einer Flasche Bier oder asketischen Marathon-Brainstorming-Sessions?

Das Lustige ist, dass wir tatsächlich in einer kleinen Runde bei einigen Bieren diesen Namen ersonnen haben. Danach hat sich noch eine befreundete Agentur mit dem Thema beschäftigt. Was passierte?Die sind tatsächlich auf den gleichen Ansatz gekommen. Da war die Sache natürlich klar.

Was bekommt derjeniege/diejenige, der/die dem kre|H|tiv-Netzwerk beitritt?

Für 60 Euro Jahresbeitrag für Einzelunternehmen, danach gestaffelt, erhalten die Kreativen viele Kontakte und wichtige Hilfestellungen für ihr tägliches Tun. Wir haben etwa den drei|V Wettbewerb für kreative Gründer auf den Weg gebracht, der eine enorme Starthilfe ist. drei|V steht für Verstehen – Vernetzen – Vermarkten. Als besonders wertvoll hat sich im Bereich Verstehen das Mentoren-Programm herausgestellt, bei dem ein erfahrenes Zweierteam aus Gründungsexperte und Branchenprofi 12 Monate lang Starthilfe erteilt. Im Bereich Vernetzen gibt es eine kostenlose „Premium-Mitgliedschaft“ im kre|H|tiv Netzwerk, die zur Teilnahme an allen Veranstaltungen und Workshops wie z.B. der ERFOLGREICH! kreativ-Reihe, berechtigt. Und im Bereich Vermarkten erhält der Gewinner 1000 Euro Preisgeld, die während der Förderperiode für ausgewählte Leistungen zweckgebunden zur Verfügung steht. Die Bewerbung kann dabei gern über ein aussagekräftiges Video anstelle eines seitenlangen Businessplans erfolgen.

Wie beurteilen sie Hannovers Start-Up-Szene? Was ist gut? Was kann besser werden?

Hannover bietet einen guten Nährboden für Start-Ups. Ein gutes Beispiel ist z.B. das HannoLab. Wir haben dieses Format zusammen mit der Hochschule entwickelt. Grundgedanke: interdisziplinäre Teams aus
Kreativ- und Gesundheitswirtschaft finden Ideen und Lösungen zu einem Thema, im letzten Jahr hieß dies „Gesunde Visionen – wie wollen wir morgen leben?“ Die besten Ideen aus insgesamt 16 Präsentationen wurden prämiert. Einige davon haben wir in einem weiteren Schritt ausgewählten Vertretern der Gesundheitsbranche vorgestellt. Die waren total beeindruckt, wie in solch kurzer Zeit solch tolle Ansätze gefunden und auch noch visualisiert werden konnten. Dies zeigt eindrucksvoll, wie die Kreativ- und Kulturwirtschaft als Innovationsmotor für andere Branchen genutzt werden kann. Das war ein wenig wie ein Ritterschlag für uns.

Wie beurteilen sie den Standort Hannover?

In Hannover gibt es – besonders in der Kultur- und Kreativwirtschaft – tolle Unternehmungen. Ich kann guten Gewissens sagen, dass wir mit dem kre|H|tiv-Netzwerk die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen haben, damit sich kreative Ideen entwickeln können. Deutschlandweit ist unser Kreativ-Netzwerk einzigartig. Keines hat so viele Mitglieder, keines ist so professionell organisiert.

Was kann man tun, um Hannovers Kreative in der Stadt zu halten und sie nicht in Metropolen wie Berlin auszuwandern zu lassen?

Wir versuchen Hannover als ernstzunehmenden Kultur- und Kreativ-Standort zu etablieren. Dabei hat Hannover eine kreative Tradition: Von der Erfindung der Schallplatte bis hin zu dem vielen Bands, die hier erfolgreich arbeiten. Spiegel und Stern wurden hier aus der Taufe gehoben. Ich könnte noch lange weiter dozieren. Was jetzt mit der Vernetzung toll geklappt hat, muss auf die nächste Stufe gestellt werden. Wir sind dabei intensiv Kontakt zu anderen Branchen herzustellen. Den Unternehmen und Entscheidern muss klar sein, dass sie hier alles vorfinden und sie nicht in anderen Städten suchen müssen. In diesem Bereich wollen wir unsere Aufklärungsarbeit noch verstärken. Dazu zählt etwa die Teilnahme an der Wirtschaftsmesse Hannover oder die Optimierung unseres Internetportals, um die Selbstdarstellungsmöglichkeiten unserer Mitglieder noch zu verbessern.

Jemand hat eine, wie er meint, brillante Geschäftsidee, die noch niemand verwirklicht hat. Was würden sie ihm raten, zu tun?

Ich würde ihm raten: mach mit bei drei|V. Was das ist, hab ich ja vorhin schon erklärt. Auch da wiederhole ich mich: unser Ziel ist es, Kreativen zu ermöglichen, besser Geld zu verdienen. Das klappt übrigens hervorragend. Unsere Mitgliederbefragung hat gezeigt, dass 40 Prozent unsere Mitglieder bereits Aufträge, Projekte oder Kooperationen durch die Vernetzung in unserem Verein generieren konnten. Weitere 29 Prozent gaben an auf einem guten Wege dorthin zu sein.

Und das Zentrum für Kreative ist die neu entstandene Halle 96?

Richtig, die Halle 96 auf dem Hanomag-Gelände ist das Zentrum für Kreative. Es ist ein Angebot von hannoverimpuls, bei dem Start-Ups zu subventionierten Konditionen Bürofläche mieten können. Das kre|H|tiv Netzwerk ist hier natürlich auch vertreten. Der Clou:Start-Ups können in unseren Räume für einen befristeten Zeitraum kostenlos austesten, ob ihnen das gefällt.

Wo treffen sich die Kreativen?

Generell immer häufiger und lieber in Halle 96. Vereinsmitglieder treffen sich gern beimmonatlichen kre|H|tiven Tagestart im 24Grad auf dem E-Damm, wobei der erste Kaffee auf uns geht, oder bei der mittlerweile fast schon kultigen Ver1meierei im Atelier KrassUnartig.
Das nächste Mal am 22. Mai.

Alle Infos und Termine auch auf www.kre-H-tiv.net oder auf www.facebook.com/kreHtiv

Interview von Bernd „Tiga“ Schwope

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