Die befragten Startups:
Laut KfW-Gründungsmonitor 2013 der KfW-Bankengruppe sind im Jahr 2012 die Neugründungen auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gefallen. Das finanzielle Risiko und Einbußen bei der Work-Life-Balance schrecken Gründer/innen immer mehr ab. „Der Rückgang der Gründungstätigkeit ist besorgniserregend, denn Gründer helfen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe.
Unternehmensgründungen sind das zukünftige Potenzial der Wirtschaft, auch am Standort Hannover. Der Wettbewerbsdruck um innovative Unternehmensgründungen an den Standorten (Startups) steigt. Deshalb versuchen wir mit den Partnern, t3n und hannoverimpuls, seit März 2013 über die Initiative „Gründerimpuls“ aus der Gründerszene heraus die Vernetzung von Gründern untereinander, mit Unternehmern, Medien, Institutionen und Investoren anzustoßen und die Gründerlandschaft mit breiten Informationen, Interessenvertretungen und Events zu fördern, um langfristig die Stückzahl an Gründungen in der Region zu erhöhen. Nach der ersten Phase im letzten Jahr haben wir eine Menge positives Feedback erhalten und mit der Initiative schon eine große Aufmerksamkeit in der Gründerszene erlangt. Auf Basis geführter Interviews mit den Gründern und eigener Erfahrungen ziehen wir nun ein erstes Resümee.
I Allgemeine Schwierigkeiten für Gründer
Im Rahmen der Initiative Gründerimpuls haben wir uns mit Gründern von erfolgreichen Internet-Startups aus Hannover (Doctape, CouchCommerce, Qnips, MediaTest digital, HierbeiDir, Joudid, Webologen u.a.) über ihre Gründungen unterhalten und sie unter anderem gefragt, was ihre größten Schwierigkeiten auf ihrem Gründungsweg sind, bzw. waren, und was sie sich von der Gründerlandschaft Hannover wünschen.
Gründer müssen zuerst einmal auf alternative Arbeitsangebote verzichten und damit die Hürde der Finanzierung stemmen, was nach den Webologen, CouchCommerce und MediaTest digital eine große Herausforderung darstellt. CouchCommerce beschreibt es als „zeitraubend und ein Henne-Ei Problem“. Zusätzlich erfordert der technologische Fortschritt bei Web-Gründungen immer mehr technische Ressourcen, führt das Startup Joudid an. Hier mangelt es häufig an passendem Personal mit technischem know-how, welches dann teuer eingekauft werden muss. Nebenbei müssen bürokratische Themen gemeistert werden. Häufig ist eine Überlastung gerade in den Anfangsjahren der Gründung die Folge.
Die Fokussierung innerhalb der Geschäftsidee bildet nach CouchCommerce, MediaTest digital, Joudid und Hierbeidir eines der Kernprobleme im stetigen Entwicklungsprozess der Gründungen. Der zeitgleiche Spagat zwischen wichtigen Forschungs- und Entwicklungsthemen sowie den direkten Umsatzbringern im Hinblick auf die beschränkten finanziellen Möglichkeiten lässt die Unternehmensgründer/innen insbesondere in der Anfangsphase immer wieder an Grenzen stoßen, wird von MediaTest digital angeführt. Ein dynamischer Gründungsprozess fordert von den Gründungen kontinuierliche Anpassungen. Nach CouchCommerce muss man viele Umwege gehen um irgendwann zum Ziel zu kommen. Trotzdem ist es wichtig Zeit zu haben, um sich auf die wesentlichen Dinge, wie ein gutes Produkt und das Team, zu konzentrieren, merken die Gründer von Qnips an.
Bei einer Web-Gründung muss klar sein, dass es Zeit braucht, um ein erfolgreiches Startup auf den Weg zu bringen. Dabei sollte – nach den Qnips Gründern – der Austausch mit anderen Gründern und der eigenen Branche bzw. Zielgruppe gesucht werden, da niemand einen Gedanken so gut nachvollziehen kann, wie jemand, der schon mal in der gleichen Situation war, und niemand kann einem so gut sagen, dass die eigenen Ideen am Ziel vorbei gehen, wie es die eigene Zielgruppe kann. Aber man muss mit ihnen sprechen und Lob und Kritik auch annehmen können (Qnips)“. Oft gibt es mit diesem Austausch auch wichtige Tipps und Anregungen zu anderen organisatorischen Fragen.
Aus den Expertengesprächen mit den Unternehmensgründern/innen lassen sich folgende Grundthesen zu den Schwierigkeiten und Belastungsfaktoren auf dem Gründungsweg ableiten:
- Zeit: Die Konzentration auf die eigentliche Geschäftsidee ist die Kernherausforderung, da Organisation, Abstimmungsprozesse mit Partnern und Kollegen und Bürokratie erheblich mehr Zeit benötigen als erwartet.
- Kompetenz: Es fehlt an spezifischem Know How, da nicht jeder, der eine gute Idee hat, sie z.B. auch vermarkten und umsetzen kann, Buchhaltung und Rechnungswesen beherrscht oder administrativ die notwendige Bürotechnik aufbaut.
- Finanzen: Das Startguthaben wird knapp, weil die Zeit, bis Einnahmen generiert werden können, länger als erwartet dauert, und die Ausgaben bis zur kompletten Funktionalität (zu) hoch sind.
- Anpassungsdruck: Die Umgebungsbedingungen für das neue Unternehmen befinden sich in einem dynamischen Wandel, da auch andere gute Ideen haben und jede Marktetablierung erst in einem dialogischen Prozess mit der Zielgruppe entsteht.
II Konkrete Wünsche an den Gründungsstandort Hannover
Um das Klima für z.B. Web-Startups weiter zu verbessern, wollten wir von den Web-Gründer/innen wissen, was sie sich vom Gründungsstandort Hannover wünschen, um die Herausforderungen noch besser meistern zu können. Aus den Gesprächen erfolgten einige Anregungen.
Nahezu alle Unternehmen halten den Abbau von Bürokratie bei Gründungen sowie mehr finanzielle und technische Unterstützung insbesondere in der Frühphase der Unternehmensgründung für wichtige Themen, um den Nährboden für Startups am Standort weiter zu verbessern. Ein Vorschlag von Joudid war zum Beispiel, auf die IHK-Zwangsmitgliedschaft für Startups in der Startphase zu verzichten. Doctape wünscht sich „bedingungslose Unterstützung in allen Bereichen von Fördermitteln über Behörden, Ämter, Veranstaltungen bis zum Investment“. Hierbeidir betont: „Hier gibt es in Deutschland viel Konkurrenz und es muss viel getan werden, um den Anschluss nicht zu verlieren“. Wobei nicht nur die Webologen anfügen, dass es schon viele gute Angebote in Hannover gibt.
Die Gründer von Qnips, MediaTest digital, Doctape und den Webologen wünschen sich Vernetzungsmöglichkeiten mit Ihrem lokalen Umfeld. Es ist Ihnen wichtig, sich über Veranstaltungen und Online Medien gemeinsam auszutauschen, aber auch Support zu bekommen von der lokalen Medienwelt, Investoren und der Stadt. Unter Anbetracht knapper zeitlicher Ressourcen wünschen sie sich effektive Vernetzungsmöglichkeiten, „die leicht zu pflegen sind und an denen leicht zu partizipieren ist (Mediatestdigital)“. Initiativen wie Gründerimpuls und der Online Stammtisch wurden hier von Qnips, Mediatestdigital und Hierbeidir als wichtige Schritte in die richtige Richtung genannt. Ein regelmäßiger Gründerstammtisch mit Beteiligung der Gründer ist ein weiterer wichtiger Schritt, der auch schon gemeinsam mit hannoverimpuls, t3n und der schlüterschen Verlagsgesellschaft im September 2013 im Edelstall umgesetzt wurde. Die bisher guten Ansätze einer Vernetzung sollten ausgebaut und institutionalisiert werden.
Das Startup Hierbeidir und andere sprechen noch die Bekanntheit des Gründungsstandorts Hannover als Schwierigkeit an. Das allgemeine Image der Stadt hinsichtlich des Fremdbildes färbt offensichtlich noch auf die Gründerlandschaft ab. Es könnte deshalb sinnvoll sein, noch mehr in anderen Städten auf die spannenden Gründungen aus Hannover hinzuweisen und sich mit den Gründern zusammen an überregionalen Initiativen zu beteiligen. Ein gutes Beispiel für die Kreativwirtschaft bietet hierbei das Kreativnetzwerk Hannover. Ein wichtiger Aspekt insbesondere für Internet-Startups könnte z.B., sein, dass aus Hannover neben Großstädten, wie Berlin, München etc. auch ein Mitglied im Beirat „Junger Digitale Wirtschaft“ gestellt wird, um auch hier die lokalen Erfahrungen und Interessen mit einzubringen. In diesem Punkt hat sich Gründerimpuls schon an das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gewendet und ist im Dialog.
Ein weiterer Vorschlag wäre z. B. die Gründung eines Mentoren- und Expertenpools für Gründer. Der unkomplizierte Zugriff auf die Kenntnisse von ehemaligen Gründern sowie eines mit Gründungen vertrauten Anwalts, Steuerberaters, Kenners der Förderszene, MA der Stadt, Techniker…, der für eine Aufwandsentschädigung zu einzelnen Fragen angefragt werden kann, könnte eine große Hilfe sein, wenn man den Gründern schnell und kompetent helfen wollte. Ein branchenspezifischer Mentor in Form eines „Netzwerkers“, der für Gründer bestimmte Kontakte herstellt und als Türöffner fungiert, wird als sinnvoll betrachtet.
Ein codiert zugängiges Online-Portal mit kostenlos lesbarer Fach-Literatur/ -Zeitschriften und regelmäßig aktualisierten Link-Verweisen mit z.B. einer gebündelten anbieterübergreifenden Sammlung von Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogrammen könnte für die ersten zwei Jahre helfen, Lücken zu überbrücken, so ein Ergebnis.
III Resümee
Die befragten Startups sehen überwiegend, dass der Gründungsstandort Hannover auf dem richtigen Weg ist, wozu hannoverimpuls maßgeblich beiträgt. Dennoch bestehende Bedarfslagen und Lösungsansätze für identifizierte Defizite wurden aufgezeigt und können folgendermaßen zusammen gefasst werden:
- Die Internet-Startups benötigen noch mehr Unterstützung für ihre kreativen Ideen und Vereinfachungen für ihre Geschäftsmodelle
- Die institutionalisierte Vernetzung und der Austausch von Gründern untereinander, mit Investoren, Unternehmern, entscheidungsfähigen Mitarbeitern der Stadt, lokalen Medien und Anwendern sollte anbieterübergreifend weiter ausgebaut werden
- Der Gründerstandort Hannover benötigt mehr Bekanntheit, damit er attraktiver wird für junge Unternehmen und IT-Spezialisten
Um die benannten Erforderlichkeiten entwickeln, aufbauen und betreiben zu können, bedarf es eines klaren, ausreichend finanzierten und politisch gewollten Auftrags. Wir als Gründerimpuls würden diese Aufgabe gern übernehmen und haben schon ein konkretes Angebot mit einer Zeitschiene hierfür entwickelt. Uns freut es, wenn die Anregungen in weiteren Diskussionen und als Grundlage für Entscheidungen aufgegriffen und gezielt und konsequent unterstützt werden. Feedback, Kommentare und weitere Anregungen werden gern aufgegriffen, um den Gründungsstandort Hannover weiter voranzubringen.
Gründerimpuls ist eine Initiative für Unternehmensgründungen in Hannover und der Region. Sie entstand aufgrund der persönlichen Erfahrungen bei t3n und smart concept in Kooperation mit hannoverimpuls.
Auf gruenderimpuls.de wird seit März 2013 anbieterübergreifend über Unternehmensgründungen berichtet und immer wieder werden spannende Neuigkeiten über Startups und die lokale Unternehmenswelt in Blogbeiträgen vorgestellt sowie Hinweise und Tipps veröffentlicht. Hierzu gehören auch Berichte über die wichtigsten Events in der Stadt. Die Informationen können über die sozialen Medien verteilt und kommentiert werden. In diesem Jahr sind auch schon die ersten Gründer-Events mit dem Ziel gestartet, die Unternehmer untereinander und mit Institutionen, Unternehmen und Investoren aus der Region zu vernetzen.
Autor: Tobias Wedler
Tobias Wedler ist selbst Entrepreneur aus Leidenschaft und dem Standort Hannover eng verbunden. Er ist als Web-Marketing-Berater mit seiner Agentur Smart Concept für unterschiedliche Mandanten im Einsatz und als Mitglied der KfW Beraterbörse als Marketing- Berater für Hannover gelistet. Gemeinsam mit der lokalen Wirtschaftsförderung hannoverimpuls sowie dem Technologie – Medienhaus t3n hat er am Standort Hannover die Initiative Gründerimpuls mit ins Leben gerufen.
Mitinitiatoren:
t3n ist das Print- und Online-Magazin für digitale Pioniere zu den Themen E-Business, Social Media, Startups und Webdesign am Standort Hannover. t3n ist Impulsgeber der Initiative und als Medienpartner auf allen Kanälen unterstützend aktiv.
Hannoverimpuls ist die gemeinsame Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft von Stadt und Region. Mit unserem Partner hannoverimpuls weisen wir auf interessante Fördermöglichkeiten und Angebote für Gründer aus der Region hin.